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Kickstart in die Selbständigkeit, Teil 2

Michael Nickl • Okt. 20, 2022

Nicht immer läuft alles rund, doch dranbleiben zahlt sich aus

Da war er also, der erste Tag meiner Selbständigkeit als Projektmanager (wie es dazu kam, dass ich mich für die Selbständigkeit entschieden habe, habe ich vor einigen Wochen in einem eigenen Blogeintrag beschrieben). Auf diesen Tag hatte ich mich lange vorbereitet, habe mir über die Unternehmensform Gedanken gemacht, mit meinem Steuerberater gesprochen, aber vor allem auch darüber nachgedacht, wie ich mich von anderen selbständigen Projektleitern unterscheiden will, um so potentielle Kunden auf mich aufmerksam zu machen. Und das war dann auch meine Aufgabe für diesen ersten Tag, nämlich der Welt zu zeigen, dass ich zur Verfügung stehe, um bei kritischen Projekten zu helfen. Dazu hatte ich einen Newsletter vorbereitet, den ich am Morgen meines ersten Tages an alle meine beruflichen Kontakte verschickt habe (es war 2009, es gab noch keine Datenschutz-Grundverordnung und es war wesentlich leichter, Newsletter zu versenden als das heute der Fall ist). Und tatsächlich, schon 6 Stunden später hatte ich meinen ersten Auftrag von einem international tätigen IT-Konzern, per Handschlag geschlossen in einem Kaffee in München (der schriftliche Auftrag folgte ein paar Tage danach). Natürlich hatte ich eine gute Portion Glück, dass ich noch am ersten Tag meiner Selbständigkeit ein Projekt akquirieren konnte, aber der Auftrag sicherte mich für die nächsten Monate finanziell ab.


Wie wichtig das war, musste ich kurze Zeit später erfahren, denn es sollte nicht so reibungslos weitergehen. Nachdem ich meinen ersten Auftrag abgeschlossen hatte, folgte eine fünfmonatige Durststrecke. Zwar habe ich weiterhin regelmäßig Newsletter verschickt, um mich bei meinen Kontakten immer wieder in Erinnerung zu bringen, habe viel telefoniert und Kunden aus der Zeit, zu der ich noch angestellt war, besucht, doch ein ernstzunehmendes Projektangebot konnte ich nicht an Land ziehen. Erst als ich schon darüber nachdachte, die Reisleine zu ziehen und mich wieder fest anstellen zu lassen, platzte der Knoten und ein neues Projekt, diesmal für ein Kreditinstitut, sicherte den Fortbestand meiner Selbständigkeit.


Die folgenden Monate und Jahre liefen gut. Die Finanzkrise schien überwunden und es reihte sich Projekt an Projekt. Irgendwann wurde es für mich dann Zeit, über Wachstum nachzudenken, denn eigentlich war es nie meine Absicht gewesen, für immer als sogenannter Solopreneur tätig zu sein. Der Zufall wollte es, dass zu diesem Zeitpunkt ein ehemaliger Kollege und mittlerweile guter Freund auf mich zukam und mir von seinen eigenen Plänen, sich selbständig zu machen, berichtete. Schnell war die Idee geboren, gemeinsam eine Firma zu gründen. Wir fingen also an, unsere Pläne zu konkretisieren. Während ich vom Erfolg unseres Vorhabens überzeugt war, wurde mein Freund immer zurückhaltender. Die Aussicht, künftig als Berater viel Zeit bei Kunden zu verbringen anstatt bei seiner Frau und seinen beiden kleinen Töchtern, machte ihm zunehmend zu schaffen. Trotzdem war es für mich eine große Überraschung, als er mir irgendwann mitteilte, dass er die Idee einer Firma nicht weiter verfolgen wolle, weil er befürchtete, die Zeit, in der seine beiden Töchter groß wurden, zu verpassen. Obwohl ich das gut verstehen konnte, war es für mich ein großer Rückschlag.


Gleichzeitig wurde ich als Einzelkämpfer immer erfolgreicher und konnte große Unternehmen wie die Allianz Versicherungen oder die Boston Consulting Group als Kunden gewinnen. Ich schloss Partnerschaften mit mittelständischen IT-Unternehmen und anderen Freelancern, und immer dann, wenn ich für meine Projekte Experten oder personelle Verstärkung benötigte, konnte ich schnell reagieren und die richtigen Leute an Bord holen - ein Konzept, das ich auch heute noch sehr erfolgreich einsetze. Dabei ist mir immer wichtig, dass ich meinen Vertrieb selbst organisiere und nicht auf Agenturen wie Hays oder Götzfried angewiesen bin.

Vor gut einem Jahr habe ich dann mein Einzelunternehmen in eine GmbH überführt. Das hat den Vorteil, dass ich nun auch Tätigkeiten wie z.B. Provisionsgeschäfte verfolgen kann, die sich mit einer Freiberuflichkeit aufgrund des gewerblichen Charakters dieser Geschäfte nicht haben vereinbaren lassen.


Mehr als 13 Jahre sind nun seit meinem ersten Tag als Selbständiger vergangen und ich habe keinen einzigen Tag bereut, auch dann nicht, wenn es mal schwierig wurde. Was die Zukunft bringen wird, vermag ich nicht zu sagen, aber ich habe noch viele Pläne. Bleiben Sie gespannt!

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