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Kickstart in die Selbständigkeit

Michael Nickl • Mai 10, 2022

Wie aus einer verzweifelten Situation die beste Entscheidung meines Lebens wurde

“Wie soll es jetzt bloß weitergehen?“ Das war mein erster Gedanke, als ich im Januar 2009 feststellen musste, dass sich meine beruflichen Pläne gerade in Luft aufgelöst hatten. Nach knapp zehn erfolgreichen Jahren, in denen ich mir als Quereinsteiger in der IT-Branche einen ganz passablen Ruf erarbeitet hatte, sah ich mich plötzlich in einer Sackgasse. Was war geschehen?


Knapp anderthalb Jahre zuvor wurde mein Arbeitgeber „EDS“ (Electronic Data Systems), damals eines der größten IT-Outsourcing Unternehmen, von Hewlett-Packard (HP) übernommen, dem Unternehmen, dem ich drei Jahre zuvor den Rücken gekehrt hatte. Da ich mich bei HP immer wohl gefühlt habe, fand ich die Aussicht, bald wieder ein HP‘ler zu sein, gar nicht so unattraktiv. Außerdem wird mir meine berufliche Weiterentwicklung, die ich in den vergangenen Jahren bei EDS gemacht habe, sicherlich von Vorteil sein. So dachte ich zumindest. Doch leider kam es anders.


Kurz nachdem die Nachricht von der Übernahme EDS‘ die Runde gemacht hatte, habe ich angefangen, zu meinen ehemaligen Chefs und Kollegen bei HP Kontakt aufzunehmen. Ich wollte auszuloten, wo denn mein neuer Platz sein könne. Doch die Gespräche liefen nicht so wie erhofft, im Gegenteil. HP hatte sich unter dem Spardiktat des damaligen CEO Mark Hurd stark gewandelt und die Angebote, die mir nun von HP gemacht wurden, waren mehr als enttäuschend. Faktisch hätte ich mich schlechter gestellt als damals, als ich HP verlassen hatte, sowohl was die mir angebotenen Aufgaben anging als auch bei der Bezahlung. Damit hatte ich nicht gerechnet, es kam mir vor wie ein Schlag in die Magengrube. Wie soll es jetzt bloß weitergehen?


Einige Tage später habe ich mich dann mit meinem Chef Robert zum Mittagessen verabredet und schilderte ihm mein Dilemma. Als ich mit meinen Ausführungen fertig war, zögerte Robert nicht lange und sagte: „Warum machst Du Dich nicht selbständig?“ Ich muss ein ziemlich verblüfftes Gesicht gemacht haben. Warum war ich nicht selbst auf diese Idee gekommen? „Du hast mir doch erzählt, dass Du das schon durchgerechnet hättest“ ergänzte Robert, und er hatte Recht. Ich hatte früher schon ein paar Mal darüber nachgedacht, wie es denn sei, auf eigene Rechnung zu arbeiten. Doch ernsthaft in Betracht gezogen hatte ich es nie. Doch warum eigentlich nicht?

Je länger ich darüber nachdachte, desto besser gefiel mir die Idee. Und so fing ich an, die Pros und Cons zu sammeln und gegenüber zu stellen. Das größte Problem, das ich sah, war die Banken- und Finanzkrise, die gerade ihren Höhepunkt erreicht hatte. Unternehmen hatten ihre IT-Budgets angesichts der ungewissen Zukunft massiv reduziert, große IT-Projekte wurden gestrichen oder gar nicht erst in Betracht gezogen. Würde ich denn auch Kunden finden, die bereit wären, einen externen Projektmanager zu beschäftigen, wenn nicht mal die eigenen Leute ausgelastet sind? Zudem war mein persönliches Netzwerk zu dieser Zeit überschaubar, ich konnte also nicht wirklich darauf hoffen, dass man mir Starthilfe zukommen ließ. Auch meine finanziellen Reserven waren nicht gerade üppig und mir war klar, dass ich hier ein großes Risiko eingehen würde. Auf der positiven Seite konnte ich verbuchen, dass man als Berater kein allzu großes Investment tätigen muss, um sich selbständig zu machen. Zudem hatte ich keinerlei familiäre Verpflichtungen, war ungebunden und kinderlos. Das Beste jedoch war, dass mir ein ehemaliger Manager bei EDS, der zwischenzeitlich zur Telekom gewechselt war, ein Sicherheitsnetz aufspannte. „Wenn das mit deiner Selbständigkeit in den nächsten 12 Monaten nicht funktioniert, habe ich immer einen Job für Dich.“


Acht Wochen später war dann klar, dass ich es einfach probieren musste. Ich wollte mir später nicht vorwerfen müssen, dass ich das mit der Selbständigkeit nicht versucht habe. Also habe ich einen Starttermin für mein eigenes Business festgesetzt und bei EDS, das eigentlich schon HP war, gekündigt, und noch immer kann ich sagen, dass das wohl die beste Entscheidung meines Lebens war.


Das heißt aber nicht, dass immer alles problemlos gelaufen ist. Wie ich es trotzdem schaffte, mein erstes Projekt zu akquirieren, welche Durststrecken ich durchleben musste und welche Pläne ich zwischenzeitlich begraben habe, davon berichte ich in einem meiner nächsten Blog-Beiträge.


Photo by Andy Beales  on Unsplash

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