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In aller Öffentlichkeit

Michael Nickl • März 28, 2023

Mitarbeitergespräche unter den Augen und Ohren anderer zu führen, ist keine gute Idee

Heute war ich mit einem Geschäftspartner zum Frühstücken in einem Münchener Café verabredet. Wir waren nicht die Einzigen, die sich dort trafen, um mehr oder weniger wichtige Dinge zu besprechen, das Café war ziemlich voll. Gerade, als unsere Bestellung serviert wurde, nahmen am Nebentisch zwei Frauen und zwei Männer Platz. Zunächst dachte ich, dass es sich um eine Gruppe Freunde handle, die sich eine schöne Zeit machen wollen. Da die Tische im Café sehr eng stehen, konnte ich nicht überhören, dass sich deren Bestellung auf zwei Cappuccinos und zwei Mineralwasser beschränkte, etwas wenig für ein gemeinsames Frühstück. Gleichzeitig ist mir die angespannte Stimmung aufgefallen, die am Nebentisch herrschte. Nur einige Augenblicke später wurde dann der Grund für deren Zusammenkommen klar, als einer der beiden Herren anfing, eine der Frauen wegen ihres Verhaltens im Büro zu tadeln. Nach kurzer Zeit haben sich die beiden anderen Personen laut und vernehmlich an der Kritik beteiligt, während die betroffene Kollegin immer leiser wurde und tief in ihren Stuhl sank. Dass es sich um ein Personalgespräch handelte, wurde klar, als sich einer der Herren als Chef zu erkennen gab.


Wie gesagt, die Tische in dem Café stehen sehr eng (wie in immer mehr Lokalen und Restaurants in München, die angesichts der hohen Mieten aus jedem Quadratmeter Fläche soviel herausholen müssen wie möglich), und so konnten weder ich noch die anderen Geäste es vermeiden, zu hören, was am Nebentisch vor sich ging. Ich könnte das Ganze jetzt als ein Vorkommen in einer dysfunktionalen Kollegenschaft abtun, hätte ich nicht vor wenigen Wochen einer ganz ähnlichen Situation beigewohnt, wo eine Vorgesetzte im gut gefüllten Pausenraum einer Firma einer Mitarbeiterinnen lautstark Punkt für Punkt angebliches Fehlverhalten vorgeworfen hatte.

Was ist da los? Was beabsichtigen Personen, die andere in der Öffentlichkeit tadeln? Geht es darum, zu zeigen, wer der Boss bzw. die Chefin ist? Oder ist es gar das Ziel, einen Menschen maximal zu demütigen? Glauben diese sogenannten Führungspersonendass man mit einer solchen Nummer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motiviert und man so in Zukunft bessere Ergebnisse erzielt? Und wollen diese Führungskräfte den Fachkräftemangel bewältigen, indem sie die Belegschaft vergraulen?


Als externer Projektleiter und Dienstleister konnte und wollte ich es mir nie leisten, meine Teams, die fast ausschließlich aus Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen meiner Kunden bestehen, durch autoritäres Gehabe, Druck oder gar Angst und Schrecken zu führen. Und zum Glück kann ich sagen, dass es mein Ego nicht nötig hat, mich auf Kosten anderer zu profilieren. Für mich sind Respekt, Wertschätzung, Anerkennung, Fairness und Gleichberechtigung seit jeher die Säulen meines Handelns. Natürlich habe auch ich immer mal wieder Gründe, heikle Themen zu besprechen, aber dazu muss ich niemanden unter den Augen und Ohren anderer niedermachen.



Eigentlich war ich bisher der Meinung, dass sich autoritäre Führungsstile mit der New Work Bewegung weitestgehend erledigt haben. Aber anscheinend ist das nicht der Fall. Vielleicht ist es aber auch nur das Unvermögen einzelner Personen im menschlichen Umgang oder gar die Lust an der als Führungskraft gewonnenen Macht, die sie so handeln lässt. Für mich ist ein solches Verhalten einfach unprofessionell, unangemessen und unanständig.


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