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Was haben wir daraus gelernt?

Michael Nickl • Juni 14, 2021

Kehren wir nach dem Ende der Pandemie in die Projektbüros zurück oder bleibt die Arbeit im Home Office?

Es wird wieder voller in S-Bahn, U-Bahn, Bus und Tram, aber auch auf den Straßen hier in München. Mehr und mehr Menschen verlassen das Home-Office Exil und strömen zurück in ihre Büros. Die sinkenden Inzidenzen und die steigende Anzahl geimpfter Bürger*innen lässt hoffen, dass das Gröbste überstanden ist, und irgendwann wird man sich fragen, was wir denn aus der Coronapandemie gelernt haben. War alles nur ein großes Experiment, das langsam zu Ende geht und dem nun ein "back to normal" folgt? Oder haben wir tatsächlich gelernt, dass man Arbeit anders organisieren kann, bei mindestens gleichbleibenden, oft aber auch besseren Ergebnissen? Und wollen das auch so in Zukunft fortführen?

 

Während Remote Work für viele Arbeitnehmer*innen in der Pandemie etwas Neues war, ist es für mich seit Jahren Alltag. Das Modell des klassischen Projektbüros, an dem sich ein Team trifft und wo man gemeinsam arbeitet, ist selten geworden. Stattdessen bleibt man an unterschiedlichen Lokationen und bedient sich Tools wie Teams, Slack und Trello, die es ja schon lange vor Corona gab. Trotzdem stelle ich mir vor jedem Projekt die Frage, wie sich die anstehenden Aufgaben am Besten erledigen lassen, im gemeinsamen Projektbüro oder doch eher von unterschiedlichen Orten aus.

 

Argumente, die gegen ein zentrales Projektbüro sprechen, gibt es viele. Da sind zum einen die Kosten, die ein solches Büro mit sich bringt und die in der Regel zu Lasten des Projektbudgets gehen. Dazu kommen die Reisekosten der Teammitglieder, denn nicht immer leben die Spezialist*innen, die man für ein Projekt benötigt, am gleichen Ort. Stattdessen müssen sie jede Woche aufs Neue anreisen und in Hotels übernachten. Das belastet nicht nur die Budgets, sondern auch die Mitarbeiter*innen, die regelmäßig von Familie und Freunden getrennt werden. Auch die Umwelt leidet unter den vielen Reisen, zumindest dann, wenn das Büro schlecht mit der Bahn oder anderen öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist. Erfordert das Projekt, dass Mitarbeiter ungestört arbeiten, ist in der Regel auch das eigene Home Office besser geeignet. Ich denke da an meinen Nachbarn, der als Softwareentwickler für eines der weltweit größten Computerspieleunternehmen tätig ist. Für ihn wäre es undenkbar, in einer normalen Büroumgebung für Stunden konzentriert Code zu schreiben.

 

Aber es gibt auch Vorteile, die ein gemeinsames Projektbüro bietet. So ist der Informationsaustausch zwischen den Mitgliedern eines Teams in gemeinsamen Räumen unkomplizierter. Einen Sachverhalt schnell in der Teeküche besprechen oder beim gemeinsamen Mittagessen klären? Kein Problem, zumindest aber leichter, als alles schriftlich in Teams-Chats zu diskutieren oder als Termine für Video-Calls vereinbaren zu müssen. Auch kreatives Arbeiten im Team fällt leichter, wenn man gemeinsam in einem Raum sitzt, da können Videokonferenzen und virtuelle Whiteboards noch nicht mithalten. Der für mich jedoch wichtigste Punkt, der für ein Projektbüro spricht, ist der Teamgeist, der sich so richtig nur dann bildet, wenn die Beteiligten auch physisch anwesend sind. Wer der Meinung ist, dass Teamgeist für ein Projekt nicht erforderlich sei, dem wünsche ich viel Spaß, wenn es im Projekt hoch her geht und es auf den Zusammenhalt im Team ankommt, um das Projekt vor ernsten Schwierigkeiten zu bewahren.

 

Obwohl ich noch vor wenigen Jahren ein Verfechter der gemeinsamen Arbeit in Projektbüros war, überwiegen für mich zwischenzeitlich die Vorteile der Remote-Arbeit, nicht zuletzt, weil die zur Verfügung stehenden Tools es einfach machen und wir durch die Pandemie gelernt haben, dass man auch ohne persönliche Anwesenheit gute Ergebnisse erzielen kann. Trotzdem möchte ich auf den persönlichen Kontakt zu meinen Kunden und Projektteams nicht gänzlich verzichten. Deshalb freue ich mich auf die Zeit, in der das Reisen wieder leichter möglich sein wird. Dann versuche ich, mich alle paar Wochen mit meinem Projektteam persönlich zu treffen, um wichtige Dinge zu klären, Workshops durchzuführen und am Abend auch mal gemeinsam ein Bier zu trinken. Der Teamgeist wird es uns danken!


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