In meinem letzten Blog-Post habe ich schon beschrieben, wie wir uns im Projekt auf die COVID-19 Krise vorbereitet haben (siehe Blog-Post
"Be prepared" vom 25. Februar 2020). Als ich diesen Post verfasste, galt meine Sorge noch hauptsächlich meinen Projektmitarbeitern in Asien, mittlerweile sind auch fast alle anderen Länder betroffen, in denen wir Projektaktivitäten durchführen. Tägliche Video-Konferenzen mit den Teilprojektleitern auf der ganzen Welt bestimmen meinen Arbeitsalltag (selbstverständlich vom Home-Office aus), gefolgt von eng aufeinander folgenden Anpassungen unserer Projektpläne. Doch schon jetzt ist klar, dass der eigentliche Plan nicht mehr einzuhalten ist. Wäre die Ursache für die Verschiebungen im Zeitplan nicht eine globale Pandemie, sondern ein hausgemachtes Problem, dann wäre das Projekt ein Kandidat für eine Projektsanierung. So jedoch ist allen klar, dass man die Verzögerungen einfach hinnehmen muss.
Gleichzeitig is es interessant anzusehen, wie die Vertreter unserer Regierungen die COVID-19 Krise zu managen versuchen. In diesem Zusammenhang hat die
Süddeutsche Zeitung
eine grundlegende Frage ausgeworfen: Welcher Führungsstil ist in der Krise der bessere? Ist es der moderierende Stil eines Armin Laschet (CDU) oder doch eher der des Machers Markus Söder (CSU)?
Nun will ich hier nicht das politische Geschehen kommentieren. Allerdings habe ich zum Thema Krisenmanagement in den letzten 15 Jahren viel Erfahrung sammeln können. So bin ich überzeugt, dass es bei der Frage nach dem richtigen Führungsstil in der Krise nicht um "entweder-oder" geht, sondern um "sowohl als auch".
Expertenwissen ist gefragt
In Krisen gibt es meist eine unübersichtliche, unvollständige und sich ständig ändernde Informationslage. Um hier den Überblick zu bewahren, richtig von falsch zu unterscheiden und die richtigen Schlussfolgerungen zu treffen, braucht man Experten. Keine Führungskraft sollte sich zu einer solchen Zeit anmaßen, als allwissender Entscheider aufzutreten. Stattdessen ist es notwendig, einen Stab von Spezialisten zu bilden, um gemeinsam die Lage zu analysieren und notwendige Schlussfolgerungen abzuleiten.
Die verantwortliche Führungskraft ist jetzt als Moderator gefragt. Es gilt, allen relevanten Meinungen und Einschätzungen Gehör zu verschaffen, Prioritäten zu setzen, Vor- und Nachteile abzuwägen und vom gesamten Expertenteam mitgetragene Entscheidungen zu treffen. Zudem muss der Moderator darauf achten, dass sich Diskussionen und Prozesse zur Entscheidungsfindung auf die wichtigen Maßnahmen fokussieren und es zügig Ergebnisse gibt. Je höher der Druck aufgrund der Krise, desto wichtiger aber auch schwieriger ist hier die Rolle des Moderators.
Führung muss sein
Hat die Führungskraft zusammen mit dem Expertenstab die notwendigen Entscheidungen gefällt, gilt es, diese nun konsequent umzusetzen. Dafür ist es notwendig, in den Macher-Modus umzuschalten, denn egal ob die gesamte Deutsche Bevölkerung oder die Gruppe der Projekt-Stakeholder davon betroffen ist, jetzt wird ein Mensch erwartet, der einen Plan hat, diesen Konsequent umsetzt und sich als echte Führungskraft beweist. Gelingt es der Führungskraft nicht, diesen Eindruck zu vermitteln, wird sein Handeln schnell angezweifelt und er läuft Gefahr, die Gefolgschaft zu verlieren, was wiederum den Erfolg der Maßnahmen und somit die gesamte Mission gefährden kann.
Menschen erwarten in schwierigen Situationen einen "Leader", der voran geht und die Gruppe aus der Krise führt. Nicht umsonst sind in Organisationen, die sich tagtäglich mit Krisen auseinandersetzten (Rettungskräfte, Feuerwehren, Katastrophenschutz, Technisches Hilfswerk usw.), Abläufe und Kommandostrukturen klar vorgegeben. Hier weiß jeder, was er im Notfall zu tun hat und was von ihm erwartet wird. Man vertraut den vorgegebenen Abläufen und verlässt sich auf Vorgesetzte und Kameraden. Alle, die von den vorgegebenen Abläufen abweichen, gefährden die Rettungsmission und riskieren, die Situation noch zusätzlich zu verschlimmern oder gar weitere Menschen zu gefährden. Das gilt gleichermaßen in der aktuellen Krise als auch in Not leidenden Projekten.
Ich respektiere die durch unsere politische Führung getroffenen Entscheidung und werde die ausgegebenen Verhaltensregeln befolgen, um bestmöglich dazu beizutragen, die Krise so schnell wie möglich überwinden, ohne einen zu hohen Preis zu zahlen.
Bleiben Sie gesund!
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