Projekte leiten heißt Menschen führen

Wie stellen Sie sich den Job eines Projektleiters vor? Wahrscheinlich so wie ein Großteil der Personen, die ich zu dem Thema befragt habe. Als Projektleiter plane man ein Projekt, definiere Aufgaben, führe To-Do Listen und sorge dafür, dass Aufgaben erledigt und Termine eingehalten werden. Dazu gebe es noch eine Menge administrativer Aufgaben wie das Dokumentieren des Projektverlaufs, das Erstellen von Statusberichten, das Beurteilen von Risiken und vieles mehr.

Projektleiter sind Führungskräfte

Nur selten wird dabei erkannt, dass ein Projektleiter auch eine Führungskraft ist. "Unter Führungskraft versteht man Personen, die in einem Wirtschaftssubjekt mit Aufgaben der Personalführung betraut sind." heißt es auf Wikipedia. Ich finde, das passt ganz gut. Alle oben angeführten Aufgaben kann ein Projektleiter nur mit Hilfe seines Teams erfolgreich durchführen, und da sie selten die direkten Vorgesetzten ihrer Teammitglieder sind, benötigt er ein besonderes Talent, um sein Team erfolgreich zu führen.

In der Regel fängt alles damit an, ein Team für ein anstehendes Projekt zu gewinnen. Dass ein Projektleiter dabei aus dem Vollen schöpfen und sein Team nach eigenen Vorstellungen frei zusammenstellen kann, ist wohl die große Ausnahme. Die Regel dagegen ist, dass er aus einem Pool mehr oder weniger verfügbarer Kolleginnen und Kollegen diejenigen für das Projekt gewinnen muss, deren Fähigkeiten im Projekt gebraucht werden. Das heißt jedoch noch lange nicht, dass die Auserwählten auch Lust auf die Projektarbeit haben, und nicht selten kommt es vor, dass Auftraggeber, Sponsor oder andere Stakeholder bestimmte Mitarbeiter in das Projekt entsenden, obwohl deren Skills nur bedingt erforderlich sind. Trotzdem muss es dem Projektleiter gelingen, daraus ein schlagkräftiges Team zu formen. Ohne ausreichende Erfahrung in Fragen der Personalführung wird ihm das kaum gelingen.

Marathon statt Sprint

Ist diese Hürde erst einmal genommen, ist es die nächste große Aufgabe des Projektleiters, das Team über die gesamte Laufzeit des Projektes zu führen und die Leistung hoch zu halten. Gerade bei lang laufenden Projekten wie z.B. im IT-Outsourcing oder bei IT-Infrastrukturprojekten wird das zu einem echten Marathon, bei dem es viele Stolpersteine geben kann, die sich negativ auf ein Team auswirken, wie z.B.:

• Ein sich mehrfach ändernder Projektinhalt und sogenannte Moving Targets frustrieren die Teammitglieder.
• Unnötiger Zeitdruck, der durch externe Erwartungen aufgebaut wird, überlastet die Mitarbeiter.
• Im Team gibt es unterschiedliche Ansichten und Auseinandersetzungen darüber, wie man das Projekt erfolgreich umsetzen kann.
• Mitarbeiter verlassen das Unternehmen und die entstandene Lücke muss gefüllt werden, was ein eingespieltes Team aus dem Rhythmus bringen kann.
• Teammitglieder verstehen sich untereinander nicht und es kommt zu Konflikten.

Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Der Punkt dabei jedoch ist, dass die Führungsaufgaben eines Projektleiters selten gesehen werden, schnell aber 25 % seiner Arbeit ausmachen können.

Wenn ein Projektleiter in seinem Job erfolgreich sein will, dann muss er genau diese Führungsaufgabe wollen. Wer stattdessen gerne für sich alleine arbeitet und die Diskussion mit anderen Personen eher scheut, der sollte sich lieber zweimal überlegen, ob Projektleitung die richtige Aufgabe für ihn ist.

Auf das Umfeld kommt es an

Persönlich gehe ich sogar noch einen Schritt weiter. All das Wissen um Projektmanagementmethoden, Projektplanung, Aufgaben-Tracking, Reporting etc. sind nicht mehr als die handwerkliche Basis, die jeder beherrschen muss, der sich als Projektleiter versucht. Seine wichtigste Aufgabe sollte es jedoch sein, dem Team all das zu geben, was es benötigt, um die beste Leistung abrufen zu können, zu der das Team in der Lage ist, angefangen bei einer motivierenden und produktiven Arbeitsumgebung, dem Raum für kreatives Lösungsdesign, den notwendigen Werkzeugen und Tools, offener Kommunikation, einem transparenten Entscheidungsprozess und echter Wertschätzung, Fairness und Respekt gegenüber allen am Projekt beteiligten Personen.